von hr
S1/F2: Vom Funktionieren zum Fühlen – Wie Burnout schleichend beginnt
Am Anfang läuft alles. Du hast deine Routinen, deine Aufgaben, deine Abläufe. Du erledigst, organisierst, kümmerst dich. Du funktionierst. Und gerade weil du das gut kannst, merkst du lange nicht, dass du dabei etwas anderes verlierst: dein Gefühl.
Denn wer funktioniert, spürt oft nicht mehr, wie es ihm eigentlich geht.
Die innere Stimme wird leiser. Müdigkeit wird überhört. Was früher Spaß gemacht hat, wird zur Pflicht.
Aber du machst weiter. Weil es eben so ist. Weil du nicht der Typ bist, der „aufgibt“.
Und genau das ist der Punkt, an dem viele Menschen langsam die Verbindung zu sich selbst verlieren.
Burnout beginnt selten laut. Es kommt nicht wie ein Sturm, sondern wie eine Ebbe.
Langsam zieht sich das Gefühl zurück, lebendig zu sein.
Und das tückische daran ist: Du kannst weiterhin deinen Alltag meistern.
Du erscheinst pünktlich. Du lieferst. Du lachst sogar.
Nur innerlich wirst du immer leerer.
Du wirst angepasst, aber nicht mehr verbunden – weder mit dir, noch mit anderen.
Viele sagen dann: „Ich weiß nicht mehr, was ich eigentlich fühle.“
Und das ist kein Mangel an Emotionalität. Es ist ein Schutzmechanismus.
Denn wer spürt, dass etwas nicht stimmt, müsste etwas verändern.
Und Veränderung macht Angst.
So funktioniert das System weiter. Tag für Tag. Woche für Woche.
Bis irgendwann der Körper laut wird.
Mit Schlafstörungen. Mit Verspannungen. Mit einem Gefühl von innerer Unruhe, das sich nicht abschütteln lässt.
Oder mit Schweigen. Mit Rückzug. Mit einer Leere, die schwer in Worte zu fassen ist.
Und irgendwann fragst du dich:
Wie bin ich hier gelandet?
Wo bin ich falsch abgebogen?
Wann habe ich aufgehört, mich zu spüren?
Die Antwort liegt oft nicht in einem Ereignis.
Sondern in einer langen Reihe von kleinen Momenten, in denen du dich selbst ein Stück beiseitegeschoben hast.
Vielleicht für den Job. Vielleicht für andere. Vielleicht aus Angst, etwas zu verlieren.
Was du dabei wirklich verloren hast, warst du selbst.
Es braucht Mut, das zu erkennen. Aber es ist nie zu spät, umzudrehen.
Manchmal beginnt der Weg zurück mit einem einfachen Satz:
„Ich weiß nicht mehr, wie ich mich fühle – aber ich möchte es wieder wissen.“
Genau das erleben Menschen auf der Meerzeit-Woche.
Nicht weil jemand ihnen sagt, was sie tun sollen. Sondern weil sie aufhören, etwas zu tun.
Weil sie auf dem Boot keine Aufgaben haben, keine Rollen erfüllen müssen, keine Erwartungen erfüllen.
Und wenn du aufhörst zu funktionieren, beginnt das Fühlen ganz von selbst.
Erst zart, dann klarer. Und irgendwann weißt du wieder, was dir gut tut.
Im nächsten Beitrag geht es um die inneren Antreiber:
Diese stillen Stimmen, die dir sagen, dass du dich noch mehr anstrengen musst. Dass du bloß nicht enttäuschen darfst. Und wie sie dich oft in die Erschöpfung führen – obwohl sie ursprünglich nur eines wollten: dass du dazugehörst.
Meerzeit. Da, wo du wieder lernst, dich selbst zu hören.
www.meerzeit.at
Kommentare
Einen Kommentar schreiben