von hr
S1/F4: Immer erreichbar, niemals angekommen. Wie Digital Overload das Feuer schürt
Es beginnt oft harmlos.
Nur kurz die Mails checken.
Eine Nachricht beantworten.
Noch schnell die News überfliegen.
Dann ist da eine neue Benachrichtigung. Ein Like. Eine Erinnerung.
Und ehe du dich versiehst, sind zwei Stunden vergangen. Und du bist erschöpfter als vorher.
Wir leben in einer Welt, die keine Pausen mehr kennt.
Smartphones, Laptops, Messenger, Videocalls – sie verbinden uns, ja.
Aber sie lassen uns auch nie wirklich zur Ruhe kommen.
Wir sind erreichbar, ständig, überall.
Und genau das macht etwas mit uns.
Nicht sofort. Nicht offensichtlich.
Aber Stück für Stück – bis wir merken, dass wir innerlich keinen ruhigen Ort mehr haben.
Früher war die Arbeit irgendwann vorbei. Der Schreibtisch blieb im Büro.
Heute trägst du ihn in der Hosentasche mit dir herum.
Und damit auch die Verantwortung, die Gedanken, die To-dos.
Selbst im Urlaub. Selbst im Bett. Selbst beim Abendessen.
Was das mit dir macht?
Dein Nervensystem ist im Dauerbetrieb.
Ständig auf Empfang. Ständig in Bereitschaft.
Jede Nachricht ein kleiner Adrenalinschub. Jeder Like ein Tropfen Dopamin.
Aber der Körper kommt nie in den Zustand, den er so dringend bräuchte: echte Regeneration.
Du kennst das vielleicht: Du setzt dich abends auf die Couch. Du willst dich entspannen.
Und greifst automatisch zum Handy.
Scrollst, liest, klickst, vergleichst.
Und am Ende fühlst du dich leerer als zuvor.
Das ist kein Zufall. Das ist ein Zustand.
Ein Zustand, in dem dein Geist voll ist – aber du nichts davon wirklich aufgenommen hast.
In dem du ständig konsumierst – aber nichts verdauen kannst.
In dem du alles weißt – aber dich selbst nicht mehr spürst.
Diese digitale Reizüberflutung ist einer der größten, aber meist unterschätzten Treiber für Burnout.
Denn sie verstärkt alles, was dich ohnehin schon unter Druck setzt.
Sie macht dich unruhiger. Vergleichbarer. Getriebener.
Und sie nimmt dir das Wertvollste, das du zur Erholung brauchst: echte Stille.
Stille ist nicht die Abwesenheit von Geräuschen.
Stille ist der Moment, in dem du wieder hörst, was in dir wirklich vorgeht.
Was dir fehlt. Was du brauchst. Was du bist, jenseits der Rollen, der Termine, der Erwartungen.
Deshalb ist Digital Detox kein Trend, sondern eine Notwendigkeit.
Nicht für immer. Aber regelmäßig.
Wie ein Reboot für dein System.
Ein Zurück in den Flugmodus. Für deinen Kopf. Für deine Seele.
Genau das passiert bei Meerzeit.
Wenn du auf dem Boot sitzt, irgendwo zwischen Himmel und Wasser,
wenn es kein WLAN gibt, keine Nachrichten, keine Termine –
dann beginnt etwas Magisches: Du wirst wieder klar.
Du atmest tiefer. Du denkst langsamer. Du spürst wieder.
Und plötzlich merkst du, wie laut dein Alltag war.
Und wie leise du selbst geworden bist.
Im nächsten Beitrag geht es um die Sprache deines Körpers.
Wie er dich längst warnt, lange bevor dein Kopf es zulässt –
und wie du lernst, ihm wieder zuzuhören.
Meerzeit. Der Moment, in dem du dein Leben wieder offline spürst.
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