Du sitzt am Schreibtisch, schon seit Stunden. Draußen geht die Sonne unter, aber du merkst es kaum.
Du wolltest längst Feierabend machen. Aber da ist noch diese Mail, diese Aufgabe, dieser Gedanke:
„Wenn ich das jetzt nicht mache, bin ich nicht gut genug. Nicht schnell genug. Nicht stark genug.“
Kennst du diese Stimme?
Sie sagt: „Streng dich mehr an.“
Oder: „Mach es perfekt.“
Oder: „Sei stark. Sei beliebt. Enttäusch niemanden.“
Diese Stimmen sind nicht zufällig da. Sie sind tief in uns gespeichert. Manche tragen wir schon seit der Kindheit mit uns. Weil wir gelernt haben, dass Anerkennung oft an Leistung gebunden war. Dass Zuwendung davon abhing, wie sehr wir uns anstrengen.
Und so sind wir groß geworden mit dem Gefühl, dass wir erst dann richtig sind, wenn wir „es richtig machen“.
Diese inneren Antreiber sind clever.
Sie tarnen sich als Tugenden.
Wer will schon schwach sein? Wer will schon fehlerhaft sein?
Also treiben sie uns an – immer ein Stück weiter, immer ein bisschen mehr.
Anfangs bringen sie uns Erfolg.
Wir bekommen Lob. Anerkennung. Vielleicht sogar Bewunderung.
Aber irgendwann wird aus dem inneren Motor ein Diktator.
Dann arbeiten wir nicht mehr, weil wir wollen, sondern weil wir müssen.
Nicht weil jemand es verlangt, sondern weil es in uns schreit:
„Noch nicht genug.“
Und genau hier beginnt der schleichende Weg in die Erschöpfung.
Denn diese Stimmen kennen kein Maß.
Kein „Gut gemacht“. Kein „Genug für heute“. Kein „Du darfst jetzt ruhen.“
Wenn wir ihnen glauben, sind wir nie fertig. Nie gut genug. Nie sicher.
Dann wird aus Leistung Leere.
Weil wir nicht mehr für ein Ziel arbeiten, sondern gegen ein Gefühl: die Angst, nicht zu genügen.
Viele, die ins Burnout rutschen, merken das erst spät.
Sie wundern sich, warum sie trotz aller Erfolge so müde sind.
Warum ihnen nichts mehr Freude macht.
Warum sie keinen Stolz mehr empfinden – nur noch Druck.
Der Weg zurück beginnt mit einem einfachen Schritt:
Hör hin. Welche Stimme in dir treibt dich? Und warum?
Wenn du zum Beispiel ständig denkst: „Ich darf niemanden enttäuschen“,
dann frag dich: Wer hat dir das beigebracht? Wem versuchst du noch immer zu gefallen?
Diese Fragen tun weh. Aber sie machen frei.
Denn nur wenn du erkennst, dass du heute anders entscheiden kannst, kannst du dich lösen.
Auf dem Meer, in der Ruhe, wird dieser innere Lärm plötzlich hörbar.
Viele Teilnehmende bei Meerzeit sagen:
„Ich wusste gar nicht, wie laut es in mir war, bis es endlich still wurde.“
Und genau dann, wenn die Wellen dich wiegen, wenn du zum ersten Mal seit Langem wieder nichts musst,
beginnt ein neuer Gedanke:
„Ich darf einfach sein.“
Du bist nicht falsch, wenn du langsamer wirst.
Du bist nicht weniger wert, wenn du weniger leistest.
Du bist nicht egoistisch, wenn du dich um dich selbst kümmerst.
Im nächsten Beitrag geht es um die digitalen Dauerreize, die unsere Antreiber noch verstärken.
Warum es heute so schwer geworden ist, sich zu erholen – und wie dir bewusste digitale Auszeiten helfen können, dein System wieder zu beruhigen.
Meerzeit ist nicht die Flucht vor dem Leben.
Es ist der Ort, an dem du wieder bei dir ankommst.